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Allerheiligenkirche Erfurt

In der Allerheiligenkirche in Erfurt befindet sich das vermutlich erste Kolumbarium in einer katholischen Kirche, in dem sich Christen und Nichtchristen in Urnen bestatten lassen können.

Die Erfurter Allerheiligenkirche wurde Anfang des 12. Jahrhunderts gestiftet und zusammen mit einem Kloster und einem Armenhospital erbaut. Die Besiedlung des Klosters erfolgte 1117 durch regulierte Augustiner Chorherren.

Der ursprüngliche Grundriss der Kirche ist nicht mit Sicherheit festzustellen. Wahrscheinlich war er noch nicht dem Verlauf der Allerheiligen- und Marktstraße angeglichen, sondern bildete eine rechteckige, einschiffige Kirche mit einem nach Süden herausgerückten Westturm.

Die Grundmauern des Ostteils vom heutigen, nördlichen Seitenschiff und vom Turm stammen vermutlich noch vom ältesten Bau.

Beim Stadtbrand von 1221 wurde die Kirche beschädigt. Seit Mitte des 13. Jahrhunderts hat sie ihre Eigenschaft als Kloster- und Hospitalkirche verloren.

Ab 1238 begann der Umbau der Kirche, bei dem man sich nach dem Verlauf der Straßenzüge richtete. Der Umbau dauerte bis weit in das 14. Jahrhundert. Das zweischiffige Langhaus war damals mit hölzernen Spitztonnen gedeckt, deren Dachkonstruktion teilweise noch erhalten ist. Erst im 19. Jahrhundert wurde die heutige flache Decke eingezogen.

Der Anbau mit Wendeltreppe zwischen dem nördlichen Seitenschiff und dem Turm wurde im 18. Jahrhundert errichtet, als man im Erdgeschoss des Turmes ein Gewölbe einzog und deshalb ein Zugang zu den oberen Geschossen des Turmes von außen eingerichtet werden musste.

Der Turmbau mit achteckigem Unterbau wurde nach mehrfacher Zerstörung zuletzt 1870 neu errichtet. 1896 bis 1898 wurden der Chor und die Sakristei im Osten angebaut. Beim Zwischenbau zur Sakristei fanden Anbauten des 18. Jahrhunderts Verwendung. Das Südportal wurde geöffnet und das Nordportal vermauert. Im Inneren wurden Emporen und der Sakristeieinbau im Südschiff entfernt. Die Westemppore mit der Orgel wurde erneuert. Die Grabsteine des Fußbodens wurden auf dem Allerheiligenkirchhof aufgestellt. Der Fußboden unter den Bänken erhielt eine Holzdielung, ansonsten einen Terrazzobelag. Der alte Hochaltar wurde an der Ostwand des südlichen Seitenschiffes aufgestellt.

Von 2005 bis 2007 wurde die Allerheiligenkirche komplett saniert. Im Nordschiff wurde ein von der Erfurter Künstlerin Evelyn Körber entworfenes Kolumbarium errichtet, in dem die Urnen von Christen und Nichtchristen beigesetzt werden können.

Weitere Informationen zum Erfurter Kolumbarium

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