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Anna-Morawska-Gesellschaft

Die katholische Kirche in Magdeburg hat die seit langem bestehende Verbindung zu Polen im Lauf der Zeit in sehr unterschiedlicher Art gepflegt. Während der DDR-Zeit entwickelten sich die in Magdeburg dreimal jährlich stattfindenden Polenseminare zu Fixpunkten der beiderseitigen Beziehung.

Die Polenseminare entstanden Anfang der sechziger Jahre auf Initiative von Günter Särchen. Särchen war damals Mitarbeiter im Bischöflichen Amt Magdeburg. Im Jahr 1985 benannte sich die Initiative nach der 1972 verstorbenen Krakauer Journalistin Anna Morawska. Ihr Name wurde als Programm für die weiteren Aktivitäten gewählt.

Die Teilnehmer der Anna-Morawska-Seminare kamen aus allen Bezirken der DDR. Die Veranstaltungen waren ökumenisch. Da die DDR-Regierung einen Alleinvertretungsanspruch für jede das Ausland betreffende Aktivität erhob, dürfen die Magdeburger Versöhnungs- und Verständigungsbemühungen als DDR-untypisch bezeichnet werden. Sie standen außerhalb jeder Parteivorgabe und waren den Staatsoberen suspekt. Schon seit den sechziger Jahren ermittelte darum die Staatssicherheit gegen den Särchen. Zudem boten seine populärwissenschaftlichen Vorträge zum deutsch-polnischen Verhältnis immer wieder Angriffsmöglichkeiten zur "Einleitung von Maßnahmen".

Über die Vorträge hinaus lieferte die Gesellschaft einem internen Bezieherkreis von etwa tausend Personen im Lauf der Jahre mehr als 50 Arbeitspapiere, die bis zu hundert Seiten umfaßten. Die Schriften enthielten unzensierte Informationen über die polnische Geschichte und Kultur sowie über kirchliches und gesellschaftliches Leben.

Nach der Wende organisierte sich die Anna-Morawska-Gesellschaft als eingetragener Verein. Ihr Ziel ist weiterhin die Versöhnung von Polen und Deutschen sowie die Gestaltung deutsch-polnischer Beziehungen. Um diesen Zielen näher zu kommen, organisiert der Verein Studien- und Pilgerfahrten, Seminare und persönliche Begegnungen. In Rundbriefen informiert er über aktuelle Probleme und nimmt öffentlich Stellung zu Fragen, die das Verhältnis zu den östlichen Nachbarn betreffen.

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