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Atheismus, Atheist

Atheismus (von griech. átheos = gottlos, ungöttlich) bestreitet, im Gegensatz zum Theismus, die Existenz eines Gottes bzw. göttlicher Wesen. Es gibt atheistische Religionen, wie z.B. den Buddhismus, oder auch esoterische Strömungen, die an keinen Gott glauben, und es gibt den philosophischen Atheismus, der jeglichen Glauben an Übersinnliches ablehnt.

Für Atheismus gibt es die unterschiedlichsten Gründe, angefangen von einem einseitig naturwissenschaftlichen Weltbild bis hin zu marxistischen oder humanistischen Argumentationen. Gegen den Einwand, ein Gottglaube sei rational nicht nachzuvollziehen, vertritt die kirchliche Tradition bereits seit Jahrhunderten die Ansicht, dass Gott sowohl durch den Glauben als auch durch die Vernunft erkannt werden kann.

Ein konsequenter Atheismus, wie ihn der Philosoph Friedrich Nietzsche (1844 - 1900) formuliert hat, setzt auch in der Ethik - also in der Frage, nach welchen Werten Menschen gut zusammen leben können - den Menschen selbst als Maß aller Dinge, der sich vor keiner höheren Macht rechtfertigen muss. Nietzsches Bild vom "Übermenschen" und des "Rechtes des Stärkeren" (das Lebensrecht des Schwachen wird verneint) widerspricht dabei absolut dem christlichen Menschenbild von der Einzigartigkeit und dem Wert jeden menschlichen Lebens unabhängig von seiner Herkunft, Stärke oder seinen Leistungen und seinem Bewusstsein.

Der sogenannte militante Atheismus, historisch vor allem in sozialistischen Staatssystemen vertreten, ist bestrebt, die Gesellschaft nach atheistischem Welt- und Menschenbild umzugestalten und den Einfluss von Glauben und Religion aktiv zu bekämpfen. Einzelne Vertreter des militanten Atheismus machen durch provokante Thesen auch heute immer wieder von sich Hören.

Wirklich konsequente, militante Atheisten "in Reinkultur" gibt es allerdings immer seltener - auch wenn verschiedene atheistische Vereinigungen in der Öffentlichkeit sehr entschieden auftreten. Viele Menschen bezeichnen sich eher als Agnostiker: sie halten weder die Existenz Gottes noch seine Nichtexistenz für beweisbar. Es gibt auch, vor allem in Ostdeutschland, religiös Unentschiedene. Die Frage, ob es Gott gibt oder nicht, hat in ihrem Leben noch keine Rolle gespielt.

Die katholische Kirche muss sich heute fragen, wie es auch schon das Zweite Vatikanische Konzil anregte, inwieweit sie selbst Mitverantwortung für atheistische Tendenzen, religiöse Gleichgültigkeit und "Gottvergessenheit" trägt. Das Konzil schreibt: "Deshalb können an dieser Entstehung des Atheismus die Gläubigen einen erheblichen Anteil haben, [...] durch Vernachlässigung der Glaubenserziehung, durch missverständliche Darstellung der Lehre oder auch durch die Mängel ihres religiösen, sittlichen und gesellschaftlichen Lebens" (Pastoralkonstitution Gaudium et spes 19).

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