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Monatliches Totengedenken für Christen und Nichtchristen

Im Erfurter Dom gedenken Christen und Nichtchristen ihrer Toten, die anonym, in weit entfernten Gräbern oder gar nicht bestattet worden sind.

Wer trauert, braucht einen Ort für seine Trauer. Meist ist es das Grab des Verstorbenen, wo man sich ihm besonders nahe und verbunden fühlt. Was aber, wenn es kein Grab (mehr) gibt, das Grab nicht bekannt oder weit entfernt ist? Seelsorger und Bestatter machen die Erfahrung, dass Angehörigen dann die Trauerarbeit schwerer fällt. Nach anonymen Bestattungen werde bisweilen sogar versucht, die Lage des Grabes zu ermitteln, heißt es von Bestattern und Friedhofsverwaltungen.

Im Erfurter Dom gibt es ein Monatliches Totengedenken, das in solchen Fällen helfen kann, die Trauer zu bewältigen. Das Totengedenken findet immer am ersten Freitag des Monats um 15 Uhr, der Todesstunde Jesu, statt. Christen wie Nichtchristen können den Namen ihres Verstorbenen in ein kostbares Buch eintragen. "Der Name eines Menschen ist Synonym für ihn selbst, für seine Identität", sagt Weihbischof Reinhard Hauke, der das Totengedenken entwickelt hat. "Ich kann den Namen eines Verstorbenen in einen Grabstein einmeißeln lassen. Ich kann ihn aber auch in ein Buch schreiben. Beim Lesen des Namens wird der Mensch in den Gedanken lebendig."

Nach der Feier des Totengedenkens, zu der eine Schriftlesung mit Predigt, Gebete und Lieder gehören, wird das Totenbuch mit Weihrauch verehrt und in einer Lichterprozession zum Heiligen Grab im Langhaus des Domes getragen. Dort kann es - geschlossen, aber sichtbar in einem Schrein verwahrt - ganzjährig aufgesucht werden. Viele Menschen entzünden Kerzen an diesem Ort und gedenken schweigend oder im Gebet ihrer Toten.

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