Herr Bischof, wie haben Sie den Katholikentag erlebt?
Bischof Feige: Diesmal war ich die ganze Zeit dabei. Schließlich fand der Katholikentag im Osten Deutschlands statt, und dann auch noch in unserem Nachbarbistum Erfurt, in dem ich insgesamt 22 Jahre meines Lebens verbracht habe. In vielem war es für mich gewissermaßen ein Heimspiel. Bei zwei Podien war ich aktiver Gesprächspartner; dabei ging es in dem einen um die Erfahrungen und Chancen in der Zusammenarbeit ostdeutscher Bistümer und in dem anderen um die Frage „Heil durch (neue) Strukturen?“.
Für Fronleichnam war ich von den Gemeinden der Stadt eingeladen, den Vorsitz und die Predigt in der Eucharistiefeier am Abend zu übernehmen. Ansonsten habe ich an der Eröffnungsfeier, der Wort-Gottesfeier am Fronleichnamsvormittag, dem zentralen ökumenischen Gottesdienst und dem Abschlussgottesdienst teilgenommen, aber auch noch andere Veranstaltungen besucht, u.a. das wunderschöne inklusive Musiktheaterstück „Behindert – eine Geschichte vom Suchen und Finden“ unserer Caritas Wohn- und Förderstätte in Schelkau.
Schließlich war ich immer wieder unterwegs, um in der Kirchenmeile und anderswo Menschen zu begegnen. Zwei Interviews gehörten auch dazu.
Über all den Tagen schwebte die Befürchtung, dass Regen oder sogar Unwetter uns gewaltig einschränken könnten. Erfreulicherweise „ging dieser Kelch“ an uns aber weitgehend „vorüber“. Insgesamt habe ich eine sehr gute Stimmung erlebt.
Was war Ihr schönstes oder überraschendstes Erlebnis?
Bischof Feige: Erstaunt und bewegt hat mich, wie viele der Katholikentags-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer ich kannte und mich kannten, aus den unterschiedlichsten Zusammenhängen und biographischen Phasen. Immer wieder kam es zu erfreulichen – meistens aber nur kurzen – Gesprächen. Wieder einmal hat sich gezeigt, wie sehr wir doch verbunden und vernetzt sind.
Was hätten Sie sich anders gewünscht?
Bischof Feige: Darauf zu antworten, ist schwierig und sicher auch subjektiv. Zum einen habe ich mit der „etwas anderen Art“ gefremdelt, mit der am Vormittag des Fronleichnamsfestes Gottesdienst gefeiert wurde. Für das Fernsehen wahrscheinlich optisch gut gelungen, für die auf dem Domplatz unmittelbar Mitfeiernden aber zu karg und nicht unbedingt erhebend.
Zum anderen war ja im Vorfeld die kritische Frage aufgekommen, ob dieser Katholikentag angesichts seines Versammlungsortes auch genügend auf die kirchliche Situation im Osten Deutschlands eingeht. In vielem war das der Fall. Beim Podium „Deutschland einig Vaterland. Wieviel Einheit brauchen wir – wieviel Einheit haben wir?“ hatte ich freilich den Eindruck, dass noch oder wieder vorhandene Probleme nicht mehr sehr ernst genommen oder überspielt wurden und sogar die Meinung zu hören war, dass man Veranstaltungen mit solchen Themen eigentlich gar nicht mehr brauche. Leider war der Gesprächspartner, der hier sicher widersprochen und noch andere Nuancen eingebracht hätte, aus Krankheitsgründen ausgefallen. Schade!
Was nehmen Sie mit zurück in den Alltag?
Bischof Feige: Auch wenn man sich noch mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer gewünscht hätte, haben mich diese Tage doch sehr bereichert und ermutigt. Die Entwicklungen, die uns in Kirche und Gesellschaft herausfordern, konnten konstruktiv erörtert werden. Wir haben aber nicht nur problematisiert, sondern konnten auch miteinander beten, feiern und uns vergnügen. Besonders hat mich gefreut, dass es ein deutlich „ökumenischer Katholikentag“ war – sicher ein ostdeutsches Markenzeichen und hoffentlich ein anregender Wegweiser für kommende Kirchen- und Katholikentage in anderen Regionen.