Wir Christen fühlen mit den Menschen in Israel und Palästina, und wir fühlen mit Ihnen, unseren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern in Thüringen und in Erfurt. Und wir danken Ihnen für die gute Gemeinschaft, die Sie uns immer wieder schenken bei verschiedenen Festen und Anlässen, dass wir unsere Gemeinsamkeit hier in Thüringen und hier in Erfurt pflegen.
Was geschehen ist, ist ein unvorstellbares rassistisches Verbrechen. Denn die Menschen wurden bestialisch ermordet, vor laufender Kamera geschändet, weil sie Jüdinnen und Juden waren. Unabhängig davon, ob sie jüdischen Glaubens waren oder nicht, und unabhängig davon, ob sie die Politik Israels befürworteten oder bei den großen Demonstrationen im vergangenen Jahr kritisierten – sie waren Jüdinnen und Juden, und deswegen mussten sie sterben.
Die Fratze des Rassismus und des Antisemitismus hat sich hier in unvorstellbarer Weise gezeigt. Für uns auch eine Mahnung, wachsam zu sein. Dieser Ungeist kriecht langsam hoch. Jede Form von Diskriminierung ist ein Anfang dessen, was am 7. Oktober [2023] geschehen ist.
Und jede Form der Verharmlosung oder Verdrängung des Holocausts setzt die Bedingungen dafür, dass so etwas wieder geschehen kann. Von der Verharmlosung des Holocausts zu seiner Gutheißung bis hin zu seiner Wiederholung sind es nur kurze Schritte. Das haben wir in Halle leidvoll erfahren müssen.
Auf diesem Hintergrund danke ich allen Jüdinnen und Juden, die mit uns Christen im Dialog sind. Nicht nur im menschlichen, auch im religiösen Dialog. Das ist nicht selbstverständlich.
Sie, liebe jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, können Ihren Glauben leben auch ohne das Christentum. Vielleicht sogar besser. Aber wir Christen können unseren Glauben nicht leben ohne das Judentum. Und so erleben wir jüdisches Leben jetzt hier und heute unter uns als nicht nur eine Bereicherung, sondern als eine Erfahrung der Wurzeln, auf denen wir stehen und die uns miteinander verbinden.
Deshalb ein herzliches Dankeschön Ihnen allen, die Sie menschliche Gemeinschaft und auch den religiösen Dialog mit uns pflegen. Damit wehren wir dem Ungeist, der langsam anschleicht und der sich heute vor einem Jahr so furchtbar brutal gezeigt hat.