Glaube in Gemeinschaft feiern

In Erfurt ist am Mittwochabend der 103. Deutsche Katholikentag eröffnet worden. Vor 6.000 Gästen verlas zunächst der päpstliche Botschafter Nikola Eterovic ein Grußwort des Papstes. Darin rief er die Christen zum Einsatz gegen Ausgrenzung auf. Ohne Gerechtigkeit gebe es keinen Frieden. „Nicht nur in Europa, sondern auch an anderen Orten der Welt scheinen momentan grundlegende Menschenrechte gefährdet: durch zunehmenden Antisemitismus, durch Rassismus und weitere, zu Extremismus und Gewalt tendierende Ideologien“, so Eterovic.

 

Auch der Magdeburger Bischof Gerhard Feige nahm an der Eröffnungsveranstaltung teil. Er sprach vorab darüber, dass dieser Katholikentag im Zeichen der Auseinandersetzung mit der kirchlichen und gesellschaftlichen Situation stehe. „Es geht um die Suche nach Antworten in Zeiten des Wandels“, so Feige. „Und grundsätzlich wollen wir katholischen Christen mit diesem Treffen natürlich unseren Glauben feiern“, sagte er.  

Steinmeier wünscht sich Ermutigung

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach in seiner Rede über den Wunsch nach Ermutigung, „gerade in diesen Zeiten, in denen die Demokratie von außen und innen bedroht ist“ und lobte das christliche Engagement für die Demokratie. 

Allerdings gebe es in weiten Teilen der Gesellschaft eine zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber dem Religiösen und dem, was über das Leben hinausweise, so das Staatsoberhaupt. Dazu fragte Steinmeier mit kritischem Unterton: „Geben die Kirchen hier zu wenig Anstoß? Ist ihre Botschaft zu leise, zu blass, zu wenig profiliert?“ Und weiter mit Blick auf jene Menschen, die auf der Sinnsuche seien: „Finden diese ernsthaft Suchenden überzeugende Antworten, finden sie geistliche Kompetenz, finden sie empathische Begleitung in unseren Gruppen, Gemeinden und Initiativen?“

20.000 Gäste erwartet

Der Katholikentag im Superwahljahr steht unter dem Motto «Zukunft hat der Mensch des Friedens». Er dauert bis Sonntag und kostet rund sieben Millionen Euro. Erwartet werden rund 20.000 Teilnehmende. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und mehrere Bundesminister wollen nach Erfurt kommen.

Katholikentags-Präsidentin Irme Stetter-Karp hatte zuvor zum Eintreten für die Demokratie aufgefordert. Ohne die AfD zu nennen, erläuterte Stetter-Karp den nicht unumstrittenen Beschluss, keine Personen dieser Partei zu den Foren einzuladen: „Menschen, die sich in Parteien organisieren, die auf Ausgrenzung und völkischen Nationalismus setzen, haben auf unseren Podien keinen Platz. Hier ziehen wir eine klare Grenze.“

Die Veranstalter wandten sich vor Journalisten gegen den Vorwurf, der Katholikentag sei politisch unausgewogen. Weil die Union derzeit nicht an der Regierung sei, sei es normal, dass mehr Vertreter der Ampel auf den Podien säßen. Aber auch führende Politiker von CDU und CSU seien beteiligt, darunter Manfred Weber als Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei bei der Europawahl. CDU-Chef Friedrich Merz kam zur Eröffnung, sitzt aber auf keinem Podium.

Mit einem Gottesdienst zum Fest Fronleichnam geht der Katholikentag am Donnerstag weiter. Zum Hauptthema Frieden wird die russische Friedensnobelpreisträgerin Irina Scherbakowa erwartet.