Kirche und Fußball

Claudia von Kleist steht im Wind. Auf dem Domplatz in Magdeburg weht es heftig. Sie hat ein Plakat mitgebracht, das mit aufs Foto soll. Keine Chance. Es ist einfach zu windig. Immerhin geben die neongelben Turnschuhe an ihren Füßen – Fußballschuhe – Standfestigkeit. Und die kurzen Haare können nicht zu sehr zerzausen.

Claudia von Kleist ist 43 Jahre alt, verheiratet, kinderlos und – Fußballerin aus Leidenschaft. Jeden Montag trainiert sie mit ihrer Frauenmannschaft in Berlin. Das Trikot hat sie heute angezogen. „Das haben wir letztens beim Spiel gegen die Männermannschaft unseres Vereins getragen“, erzählt sie laut gegen den Wind. Verloren haben die Frauen zwar. „Und trotzdem hab’ ich zwei Tore gemacht“, sagt sie stolz.

„Die Rolle der Frau in der katholischen Kirche wandelt sich“

Standfestigkeit braucht sie auch für das Thema, auf das sie heute aufmerksam machen will: Frauen in der katholischen Kirche. Anlass ist das Frauenfest des Bistums Magdeburg am 15. Juni im Kloster Helfta, das sie mit vorbereitet. „Die Rolle der Frau in der katholischen Kirche wandelt sich“, erzählt von Kleist. Es sei kaum noch jemandem von außen zu erklären, dass Frauen keine Priesterinnen oder Diakoninnen werden dürften. „Ich bin froh, dass mein Chef – Bischof Gerhard Feige – so progressiv und fortschrittlich über Gleichberechtigung denkt“, sagt sie.

Claudia von Kleist steht für eine neue Generation Frau in der katholischen Kirche: Gut ausgebildet. Selbstbewusst. Gleichberechtigt. Sie ist studierte Gymnasiallehrerin für Latein und Katholische Religion, hat jahrelang an einer freien und katholischen Schulen unterrichtet. Jetzt arbeitet sie als Referentin in der Fachakademie für Gemeindepastoral im Roncalli-Haus Magdeburg und bildet Erwachsene fort und weiter.

 

„In der katholischen Kirche ist es ähnlich wie im Fußball“, sagt sie. „Die Jungs gucken erstmal komisch, wenn ein Mädchen mitspielen will. Dann muss das Mädchen beweisen, dass sie es wirklich kann. Und dann kommen Anerkennung und Lob. So war es im Fußball in meinem Heimatort. Als die Jungs erstmal gemerkt haben, dass ich schießen kann, haben wir super zusammen trainiert.“ Da sei es dann auch kein Thema mehr gewesen, dass sie ein Mädchen sei. Und: Von Kleist hat in der Oberstufe sogar einen Fußball-Sportkurs in der Schule organisiert. „Und da haben auch meine Mitschülerinnen gemerkt, dass Fußball ziemlich cool ist.“ Naja, und seit dem Erfolg der Frauennationalmannschaft habe sich das Thema sowieso verändert.

„Ich würde gern Diakoninnen ausbilden.“

Die Frage, ob Frauen auch in der katholischen Kirche ganz oben mitspielen dürfen, muss allerdings weiter verneint werden. So gern würde Claudia von Kleist zum Beispiel auch Diakoninnen ausbilden. Bisher geht das aber noch nicht. Und das, obwohl selbst Altbischof Leo Nowak vor kurzem in einem Interview erklärt hat, dass er sich mittlerweile durchaus Frauen auch als Priesterinnen vorstellen kann.

„Das Leben findet einen Weg“ heißt das Motto des Frauenfestes. „Ja, es ist aus Jurassic-Park, dem Film mit den Dinos“, sagt von Kleist. „Aber es passt auch zu unserem Symbol des Frauenfestes, dem Natur-Labyrinth im Kloster Helfta.“ Das feiert übrigens dieses Jahr 20. Geburtstag, und das Frauenfest wird dieses Jahr schon 30 Jahre alt. „Es wird wieder Musik, Gespräche, Workshops und zum Abschluss einen Gottesdienst geben“, sagt von Kleist. „Wir hoffen auf viele Besucherinnen – übrigens auch Männer, natürlich.“

Dann steht sie auf dem Boden-Labyrinth vor dem Magdeburger Dom für das Foto bereit: fester Stand, freundlicher Blick, mitten im Wind.

+++

Einladung zum Frauenfest im Kloster Helfta am 15. Juni 2024, 9.30 – 16 Uhr

Das Leben feiern. Thematisieren, was dran ist, oben aufliegt, bewegt und verwandelt werden muss. Mit allen Sinnen: kreativ, musikalisch, bewegt, spitzfindig, klug, würzig, behutsam, spirituell.

„Das Leben findet einen Weg“ so titelt es in diesem Jahr. Eine Aufforderung, dem schöpferischen Wirken Gottes zu vertrauen, Lebensperspektiven zu suchen und zu gestalten.  

Unter anderem wird getanzt; die Zisterzienserinnen empfehlen das Klosterleben; im Lebendigen Labyrinth erklingt sphärische Cello-Musik; das Landesprogramm der „FrauenOrte“, zu dem auch das Kloster Helfta gehört, stellt sich vor; es werden eigene Lebenslabyrinthe gestaltet; in einem Bibliolog Göttliches aufgespürt; Lebens- und Wegmotive finden kurzzeitige Anschauung mit Henna-Tattoos; die Klosterkirche ermöglicht Rückzug und Stille; im Abschlussgottesdienst singt das Hallenser Chor-Band-Ensemble „YOSHua“.

Und am Vorabend, dem 14. Juni 2024 feiern wir „20 Jahre Lebendiges Labyrinth der kfd“ mit einem besonderen Mitmach-Konzert um 19.30 Uhr.

Weiterführende Links:

 

https://www.bistum-magdeburg.de/aktuelles-termine/nachrichten/10-gruende-warum-es-das-frauenfest-im-kloster-helfta-gibt

https://www.bistum-magdeburg.de/frauenfest