Der Münsteraner Religionssoziologe Prof. Detlef Pollack rät den Kirchen, sich nicht auf aussichtslosen Feldern zu verkämpfen. Beim Ökumenischen Jahresempfang der Kirchen in Sachsen-Anhalt sagt er am Dienstagabend in Magdeburg: „Überfordern Sie sich nicht. Die Säkularisierungstendenzen sind einfach sehr dominant, und die Kirche ist nicht mehr Vermittlerin eines umfassenden Weltbildes.“ Zudem riet er den Kirchen, moralisch abzurüsten, gerade auch vor dem Hintergrund der Skandale der vergangenen Jahre.
Gefragt seien die Kirchen indes, wenn es darum gehe, Menschen zu begleiten, ihnen Halt zu geben und sie karitativ zu unterstützen. Auch seien sie wichtig, wenn es darum gehe, einen respektvollen Umgang miteinander einzuüben, der die Würde des Menschen achte. Weiter empfahl Pollack den Kirchen, offene Räume für Stille, Gebet und geistliche Kontemplation bereitzuhalten.
Dialog mit der Gesellschaft suchen
In seinen Dankes- und Schlussworten betonte Bischof Gerhard Feige, dass die Kirchen sich gerade in den aktuellen Zeiten aber auch gesellschaftspolitisch engagieren sollten: „Wollen wir als Kirchen uns nicht damit abfinden, dass die Gleichgültigkeit der Menschen dem Christentum gegenüber wächst oder Zerrbilder von ihm die Runde machen, werden wir immer wieder in den Dialog mit der Gesellschaft treten müssen“, so Feige. Dazu gehöre auch, sich proaktiv in aktuellen gesellschaftlichen Krisen einzubringen und sich für die grundlegenden Werte des Zusammenlebens einzusetzen, wie die Unantastbarkeit der Würde eines jeden Menschen, Solidarität, Gerechtigkeit, Anstand und Respekt.
Zum Jahresempfang eingeladen hatten das katholische Bistum Magdeburg, die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland, die Evangelische Landeskirche Anhalts, die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig und das Erzbistum Berlin.
In Sachsen-Anhalt leben etwa 14 Prozent evangelische und katholische Christen.