„Wer in diesem Land die Arbeit macht“

Laurentiu, der Fernfahrer. Kathy, die Supermarkt-Kassiererin. Pedro der Express-Paketbote. Katarzyna, die Pflegerin. 
So verschieden ihre Berufe, so ähnlich ihre Arbeitsbedingungen: hohe Belastung, niedriger Lohn, kaum Anerkennung. 
Dabei halten sie unsere Welt am Laufen. «Systemrelevant» nennt man sie. 
Der Illustrator Daniel Lienhard aus Bregenz (AT) hat zwölf Menschen porträtiert, die unseren Wohlstand sichern und selber nicht viel davon haben.

Der Clou: Anstelle von Fotoporträts dieser Menschen, rückt der Künstler Skulpturen von Heiligen in die jeweilige Arbeitssituation. 
Aus dem Fernfahrer Laurentiu wird der Heilige Laurentius und aus Kathy die Heilige Katharina. 
Ihnen gebührt Anerkennung und Respekt!

Unter dem Titel „Wer in diesem Land die Arbeit macht“ zeigt das Roncallihaus in Magdeburg diese ungewöhnliche Bildmontagen des Bregenzer Illustrators.

 

Moderne Sklaverei

Daniel Lienhard sagt: 
«Ich bin als Illustrator und Fotomonteur ja dauernd auf Bildersuche. 
Dabei stiess ich zufällig auf die Statue von Benedetto il Moro. Benedetto lebte – aufgrund unfreiwilliger Migration – im 16. Jahrhundert mit seinen Eltern als Sklave auf dem Gut eines sizilianischen Orangen-Bauern. Wegen der grossen Loyalität seiner Eltern schenkte der Gutsherr Benedetto, als er 18 war, die Freiheit. 
Der fand im Minoritenkloster Santa Maria di Gesù in Palermo Arbeit in der Küche. 
Und obwohl Benedetto Analphabet war, wurde er schon bald und gegen seinen ausdrücklichen Willen zum Abt gewählt. 
Er reformierte das Kloster sehr intelligent, behielt aber sein ganzes Leben lang seinen Dienst in der Küche bei. 
Benedetto ist heute Schutzpatron von Palermo.
Ich wusste sofort: Mit dem wollte ich etwas machen. 
Etwas über moderne Sklaverei. Benedettos Legende zeigt ja ganz deutlich, dass sich seit dem 16. Jahrhundert diesbezüglich nicht sehr viel verändert hat.
Ein dunkelhäutiger Migrant als Ernte-Sklave in Süditalien. Dafür müssten wir eigentlich nicht fünf Jahrhunderte zurück, das haben wir heute vor der globalen Haustür.»

Die Dramen der Ungerechtigkeit, die wir in den Heiligenlegenden sehen, sind keine Sache der Vergangenheit. Sie finden heute genauso statt, vor unseren Augen.

Mit Hilfe der Illustrationen entstehen spannende Bewegungen: Die Heiligenstatuen kommen in den Alltag – und als Betrachterin sehen wir Menschen in ihre Würde, in ihrer Heiligkeit.

Prekäre Lebenssituationen, moderne Sklaverei und Fremden¬hass kennzeichnen das Leben vieler Menschen im sogenannten Niedriglohnsektor. 
Diese Menschen arbeiten übersehen, unterbezahlt, ohne gesellschaftliche Wertschätzung in systemrelevanten Berufen, so Maria Faber als Mitglied der Kommission Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung (GFBS) im Bistum.

Die Ausstellung wurde im Rahmen „Heiliges Jahr 2025“ nach Magdeburg geholt hat und kann ab Februar 2025 kostenfrei ausgeliehen werden. 
Anfragen gehen an: maria.faber@bistum-magdeburg.de