„Thüringen hat Bernhard Vogel viel zu verdanken.“

Für sein vor kurzem als Buch veröffentlichtes politisches Vermächtnis hat Bernhard Vogel den Titel gewählt „Erst das Land“. Damit hat der verstorbene ehemalige Thüringer Ministerpräsident treffend zum Ausdruck gebracht, wie er sein Amt in der Erfurter Staatskanzlei auszuüben gedachte. Das „Geschenk“ der wiederhergestellten deutschen Einheit war das eine. Das andere aber war die Aufgabe, diesen Kairos für einen Neuanfang in der Geschichte Thüringen zu nutzen.

Es galt damals, in vielfacher Hinsicht neu zu beginnen – politisch, wirtschaftlich, kulturell, und dazu viele Menschen zu gewinnen. Das ist Bernhard Vogel, nicht zuletzt durch seine langjährigen Erfahrungen im „politischen Geschäft“ gestärkt, gelungen. Und wieviel für das Wohl und Wehe einer Gesellschaft von aufrechten, charakterfesten und wegweisenden Persönlichkeiten im öffentlichen Leben abhängt, zeigt sich derzeit sehr nachdrücklich.

Thüringen hat Bernhard Vogel viel zu verdanken. Das im Einzelnen zu würdigen wird sicher in diesen Tagen hinreichend geschehen. Ich möchte dankbar besonders Bernhard Vogels bemerkenswerten politischen „Stil“ hervorheben, der durch Sachlichkeit, durch respektvollen Umgang auch mit politischen Kontrahenten geprägt war und auf ein festes Vertrauen auf gemeinsame, nicht zuletzt demokratische Grundwerte baute, die auch heute gefragt sind.

In diesen Dank für Vergangenes seien auch die viele anderen Frauen und Männer aus West und Ost mit einbeschlossen, die „Aufbauhelfer“ für ein neues Thüringen geworden ist. Sie alle haben ihr Bestes gegeben, damit es sich gut in diesem Bundesland arbeiten und leben lässt. Auch die katholischen Christen haben Grund, in diesen Dank einzustimmen, brachten doch diese Jahrzehnte für das Wirken der Kirchen neue Möglichkeiten und Chancen. Ich erwähne speziell besonders die Neubegründung des historischen Bistums Erfurt, das uns tiefer, aber auch herausfordernder mit dem weiteren Geschick unseres schönen Bundeslandes in der Mitte Deutschlands verbindet.

Vieles von dem, was uns hierzulande nach dem Fall der Mauer vorangebracht hat und wofür stellvertretend der Name des nun verstorbenen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel stehen kann, ist uns schon wieder selbstverständlicher Alltag geworden. Sorgen wir gemeinsam dafür, dass uns bei allem Fragen nach guten Lösungen für anstehende Probleme nicht die vor aller Politik liegende Gemeinsamkeit und der menschliche Zusammenhalt verloren geht. Beides war Bernhard Vogel wichtig.

Joachim Wanke