Zwölf Frauen und Männer sitzen auf Bänken im Altarraum der Kathedrale St. Sebastian in Magdeburg. Vor ihnen kniet ihr Bischof. Er hält einen Krug mit Wasser in den Händen. Vorsichtig gießt er es über die Füße der Laien. Nach und nach. Ein Diakon trocknet anschließend mit einem weißen Tuch ab.
Es ist 19:30 Uhr. Die Kirche ist gut gefüllt. Weihrauch zieht durch die Gänge. Die Gesichter der Besucher bedrückt. Blicke nach unten. Schweigen. Dies ist der Abend, an dem es um Verrat geht. Darum zu gehen.
Trauertage beginnen
Es ist auch der Abend, an dem es um Demut geht. Darum zu verzeihen und zu dienen, obwohl der Andere mich ausliefert. Dieses Ritual der Fußwaschungen, das Jesus bei seinen Jüngern angewandt hat, bevor er von ihnen verraten wurde. Dieses Ritual wiederholt der Bischof an diesem Abend symbolisch.
Die biblische Geschichte um den Gründonnerstag, das letzte Abendmahl und die Fußwaschungen wird in diesem Gottesdienst mehrfach erzählt. Es geht darum, wann wir gehen, weil wir Angst haben zum Beispiel. Und wann wir bleiben. Trotz widriger Umstände.
„Gehen oder Bleiben?“ Das ist die große Frage dieses Gottesdienstes. „Gehen oder Bleiben“ ist auch der Titel der Predigt von Pfarrer Matthias Hamann. Er hält sie in Kurzform auch in englischer Sprache. Für all die Christen in diesem Gottesdienst, die aus anderen Ländern nach Deutschland gekommen sind. Sie alle vereint die Trauer um den nahenden Tod Jesu. Sie alle finden im Glauben und in der Trauer zueinander – und auch im gemeinsamen Mahl. Denn nach dem Gottesdienst treffen sie sich noch zum gemeinsamen Agape-Essen in der Pfarrei nebenan.
In der Kathedrale werden unterdessen die Kerzen gelöscht und der Blumenschmuck entfernt. Still und dunkel ist es nun. Auch das ein Symbol für das Trauerfasten des Karfreitags, dessen zentraler Gottesdienst um 15 Uhr in der Kathedrale abgehalten wird.
Erscheinungsdatum: 28. März 2024
Foto: Anja Schlender
Quelle: Bistum Magdeburg, Pressestelle, presse@bistum-magdeburg.de, 0391-5961134